Artenschutzprojekt Großer Brachvogel

Durch seinen markanten, flötenden Ruf und den langen, gebogenen Schnabel ist der Große Brachvogel (Numenius arquata) eine auffällige Erscheinung. Er liebt eine weite offene Landschaft ohne Sichtbarrieren. Sein bevorzugter Lebensraum sind Feucht- und Magerwiesen, deren Artenreichtum ein großes Nahrungsangebot aufweisen. Mit seinem langen Schnabel stochert er im Boden nach Kleintieren, wie Regenwürmern, Larven, Insekten und Schnecken. Er kann 25 Jahre und älter werden.

Im Februar kehren die ersten Vögel aus ihren Winterquartieren von den Küsten in West- und Südeuropa zurück, um bei uns zu brüten. Ab Mitte März besetzen sie ihre Brutreviere. Der Große Brachvogel ist ein Bodenbrüter. Sein Nest besteht aus einer flachen Bodenmulde, in die er im Erstgelege 4 Eier legt. Die Brut beginnt Ende März bis Anfang April, wird das Nest zerstört legt er bis Mitte Mai Nachgelege mit 3 oder 2 Eiern auf benachbarten Flächen. Nach ca. 28 Tagen schlüpfen die Küken. Als Nestflüchter verlassen sie sofort das Nest, kehren aber bei kalter Witterung die ersten Tage mit der Mutter dorthin zurück und werden gehudert (sie schlüpfen unter das Gefieder der Mutter). Nach nochmals 28 Tagen sind die Jungvögel flügge. Die weiblichen Alttiere fliegen schon Anfang Juli wieder in ihre Winterquartiere. Die männlichen Alttiere bleiben bei den Jungvögeln bis zur Flügge und folgen später mit ihnen nach. Die Jungvögel haben durch die vielen Fressfeinde, wie Fuchs, Greifvögel, Krähen, eine äußerst geringe Überlebenschance.

Der Brachvogel hat ein Problem: Er ist ortstreu und kehrt jedes Jahr in sein angestammtes Brutgebiet zurück. Bei der Flurbereinigung in den 70er Jahren des 20. Jh. sind wertvolle Feuchtlebensräume entwässert worden. Das führte zu einem dramatischen Rückgang der Brachvogelbestände auch in NRW. Die intensive Landbewirtschaftung lässt ihm nicht die Zeit und Ruhe, die er zum Brüten braucht. Heute ist der Große Brachvogel in der Roten Liste der in Nordrhein Westfalen gefährdeten Vogelarten in der Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht) eingestuft. Intensive Schutzmaßnahmen seit den 90er Jahren konnten den weiteren Rückgang der Population in NRW stoppen und die Zahl der Brutpaare stabilisierte sich auf niedrigem Niveau. Einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung hatte die Ausweisung von Feuchtwiesen-Naturschutzgebieten in größerem Umfang (insbesondere im Rahmen des nordrhein-westfälischen Feuchtwiesenschutzprogramms). In einem vom Land und Kreis Paderborn finanziell unterstützten Artenschutzprogramm werden seit 1997 die Brutreviere des Großen Brachvogels im Kreis Paderborn erfasst und Nester, die sich außerhalb der Naturschutzgebiete bzw. auf Flächen ohne Bewirtschaftungsvertrag befinden, geschützt. Sie werden nach Absprache mit den Bewirtschaftern während der Bearbeitung weiträumig umfahren, oder aufgenommen und danach wieder zurück- gesetzt bzw. beim Düngen abgedeckt. Auf landeseigenen Flächen in Naturschutzgebieten, richten sich die Pächter an Bewirtschaftungsauflagen, die optimal an die Ansprüche des Brachvogels zugeschnitten sind. Heute haben wir einen Bestand der zwischen 30 bis 40 Brutpaaren im Kreis Paderborn schwankt, wobei eine zunehmende Zahl an Brachvögeln innerhalb der Naturschutzgebiete brütet.

 

Aufruf

Der Große Brachvogel ist zur Brutzeit ein sehr heimlicher Vogel und äußerst schwer zu finden. Sollten Sie in ihrer Nähe einen Brachvogel sehen, geben Sie uns bitte Bescheid.

 

Kontakt

Dr. Gerhard Lakmann
Biologische Station Kreis Paderborn-Senne
Birkenallee 2
33129 Delbrück-Ostenland

05250 / 70841-17
gerhard.lakmann(at)bs-paderborn-senne.de