Kiebitze im Kreis Paderborn

Der Kiebitz ist ein typischer Charaktervogel der westfälischen Kulturlandschaft. Ursprünglich brüteten Kiebitze vorzugsweise auf mageren Feuchtwiesen. Heute bauen die meisten Kiebitze ihr Nest auf Ackerflächen, wobei Maisäcker besonders gerne angenommen werden. Leider ist in Mitteleuropa seit Jahren ein stetiger Rückgang der Kiebitz-Bestände zu verzeichnen. Auch im Kreis Paderborn wird der Kiebitz immer seltener.

 

Im März und im April 2020 führte die Biologische Station Kreis Paderborn-Senne eine flächendeckende Bestandsaufnahme der Kiebitz-Reviere im Kreis Paderborn durch. Dabei wurden 441 Kiebitz-Reviere (Brutpaare und territoriale Einzelvögel) festgestellt. Die meisten Kiebitze siedelten 2020 im Bereich von Delbrück und Salzkotten (s. Karte).


Im Vergleich zu einer Bestandsaufnahme drei Jahre zuvor im Jahr 2017 ist der Kiebitz-Bestand um 24,6 Prozent (d.h. ein Viertel) zurückgegangen. Dies bestätigt den landesweiten Trend.

 

Seit mehreren Jahren finden Maßnahmen zum Schutz des Kiebitzes im Kreis Paderborn statt, an denen sich erfreulicherweise viele Landwirte beteiligen. Ohne diese Schutzmaßnahmen wäre der Rückgang des Kiebitzes im Kreis Paderborn wohl noch dramatischer.


Ende März beginnen die Kiebitze mit ihrer Brut auf den dann meistens noch unbestellten Ackerflächen. Da die Nester gut getarnt auf dem Boden angelegt werden, wird manches Nest bei der Feldbestellung unabsichtlich zerstört. Deshalb suchen hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne sowie ehrenamtliche Vogelschützer die Nester mit Hilfe von Ferngläsern und Fernrohren. Mit Einverständnis der Bewirtschafter werden etwa fünf Meter vor und hinter den gefundenen Nestern (in Bearbeitungsrichtung) Markierungsstöcke in den Boden gesteckt. Die Markierungsstöcke können bei der Feldbewirtschaftung vom Trecker aus gut erkannt werden, und die Nester werden umfahren und damit erhalten. Kiebitze reagieren erfreulicherweise nicht empfindlich:  sie kehren in der Regel zum Nest zurück und brüten auch dann weiter, wenn der ganze restliche Acker umgepflügt wurde. Der Kreis Paderborn „belohnt“ Landwirte, die Kiebitznester bei der Feldarbeit schützen, unbürokratisch mit 25 Euro je Nest.


Falls Bewirtschafter noch mehr für den Schutz der Kiebitze tun möchten, haben sie die Möglichkeit, einen Bewirtschaftungsvertrag mit dem Kreis Paderborn oder mit der Bezirksregierung Detmold abzuschließen. Besonders bewährt haben sich sog. „Feldvogelinseln im Acker“. Dabei können Landwirte Teilbereiche von Ackerflächen in einer Größe von bis zu zwei Hektar vorübergehend aus der Nutzung nehmen, wenn dort mindestens drei Kiebitz-Paare (oder andere Feldvögel) siedeln. Die Biologische Station hilft bei der Auswahl der Feldvogelinseln. Das Land Nordrhein-Westfalen erstattet den Ernteausfall durch einen Ausgleichsbetrag. Und die Kiebitze und mit ihnen auch andere Feldvögel (z.B. Rebhühner, Feldlerchen, Schafstelzen) können ungestört brüten und ihre Küken aufziehen. Das Nahrungsangebot der zeitweisen Ackerbrachen erhöht die Überlebenschancen der Kiebitz-Küken. Auch viele andere Wildtiere (z.B. Hasen, Fasane, Rehe) finden hier eine Überlebensinsel und das Blütenmeer der spontan aufkommenden Ackerwildkräuter lockt unzählige Insekten an. Das Programm ist somit nebenbei auch ein Beitrag gegen das Insektensterben.

 

Kiebitzvorkommen in Paderborn 2020
Kiebitzvorkommen in Paderborn 2020