Widderchen
Widderchen sind eine kleine Schmetterlingsfamilie mit 24 in Deutschland festgestellten Arten. Wie die Tagfalter, mit denen sie nicht näher verwandt sind, werden sie vorwiegend bei Sonnenschein aktiv und besuchen eifrig Blüten auf der Suche nach Nektar. Wegen dieser Lebensweise werden die auffälligen Tiere häufig gemeinsam mit den Tagfaltern in naturwissenschaftliche Untersuchungen einbezogen.
Ihren Namen verdanken Widderchen den auffälligen, zur Spitze hin gekrümmten Fühlern. Man kann sie in zwei Gruppen unterteilen: die unauffälligeren Grünwidderchen und die im Volksmund als „Blutströpfchen“ bekannten Rotwidderchen. Als wärmeliebende Tiere nimmt ihre Artenzahl in Mitteleuropa von Nord nach Süd deutlich zu. In unserer Region sind mit 8 Arten nur relativ wenige nachgewiesen, von denen eine schon seit vielen Jahren nicht mehr bestätigt werden konnte.
Widderchen-Arten im Arbeitsgebiet der Biologischen Station Paderborn-Senne
Artname deutsch | Artname wissenschaftl. | Raupennahrung | Vorkommen im Arbeitsgebiet |
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Grünwidderchen | |||
Heide-Grünwidderchen | Rhagades pruni | Besenheide, seltener andere Ericaceen, auf sandigen Böden; Schlehe, ausnahmsweise andere Rosengewächse, auf Kalkstandorten | Nur im Senne-Raum verbreitet |
Ampfer-Grünwidderchen | Adscita statices | Wiesen-Sauerampfer und Kleiner Sauerampfer | Vor einigen Jahren war die Art nahezu verschwunden, zuletzt hat sie sich besonders im Bergland wieder auf einigen Flächen angesiedelt. |
Rotwidderchen | |||
Thymian-Widderchen | Zyganea pupuralis | Thymian-Arten | Letzte Vorkommen auf trockenen Kalkmagerrasen der Paderborner Hochfläche, in den letzten Jahren nicht mehr bestätigt |
Esparsetten-Widderchen | Zygaena carniolica | In der Region hauptsächlich an Gewöhnlichem Hornklee und - an deren wenigen Standorten – Saat-Esparsette | Sehr lokal auf Kalk-Magerrasen der Paderborner Hochfläche |
Kleines Fünffleck-Widderchen | Zygaena viciae | Vor allem Hornklee, aber auch Vogel-Wicke und Klee-Arten | Auf Magergrünland der Paderborner Hochfläche lokal verbreitet. Besiedelt auch Grünlandbrachen, bis sich Gehölze ausbreiten |
Sechsfleck-Widderchen | Zygaena filipendulae | Gewöhnlicher Hornklee | Auf Magerweiden, aber auch an Säumen und Wegrändern mit Vorkommen der Futterpflanze ehemals weit verbreitet. Die Art ist stark zurückgegangen und wird nur noch an wenigen Stellen regelmäßig gefunden. |
Großes Fünffleck-Widderchen | Zygaena lonicerae | Mittlerer Klee, Gewöhnlicher Hornklee, seltener andere Schmetterlingsblütler | Keine Nachweise seit der Mitte des 20. Jahrhunderts |
Sumpfhornklee-Widderchen | Zygaena trifolii | Sumpf-Hornklee | Besiedelt sehr lokal Feuchtwiesen und Niedermoore. Aktuelle Nachweise aus der Egge, Vorkommen im Senne-Raum zuletzt nicht mehr bestätigt |







Häufig sind die Falter im Sommer zu mehreren an Blüten zu finden, und anders als viele Tagfalter sind sie wenig scheu und lassen sich gut beobachten. Bevorzugt werden violette Blüten von Korbblütlern wie Disteln oder Flockenblumen oder auch Kardengewächse wie die Acker-Witwenblume und Taubenskabiose. Seltener werden auch gelbe Korbblütler wie das Jakobs-Kreuzkraut oder Lippenblütler wie Thymian oder Wilder Dost aufgesucht. Die Rotwidderchen sind charakteristisch für den Hochsommer, das bei uns stellenweise vorkommende Ampfer-Grünwidderchen ist schon etwas früher im Mai und Juni zu sehen.
Widderchen bilden nur eine Generation im Jahr aus. Jede Art nutzt ein enges Spektrum an Pflanzenarten zur Eiablage. Die Raupen entwickeln sich vom Herbst bis ins nächste Frühjahr. Einige Arten verpuppen sich dann am Boden, andere befestigen ihre Puppe auch höher an Pflanzenstängeln.
Alle Widderchen sind giftig, worauf die Warnfärbung der Rotwidderchen bereits hinweist. Deshalb sind die Tiere auch weniger scheu und bleiben viel ruhiger auf Blüten sitzen als die Tagfalter.
Wie viele andere Schmetterlinge sind auch die Widderchen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich seltener geworden. Als Arten des blütenreichen Grünlands mit enger Bindung an bestimmte Raupen-Nahrungspflanzen sind nur noch wenige Flächen als Lebensraum geeignet. Eine Ausnahme ist das Ampfer-Grünwidderchen, das sich insbesondere in einigen Naturschutzgebieten mit extensiver Mähwiesennutzung zuletzt wieder etwas ausgebreitet hat. Die Bestände der Rotwidderchen sind hingegen durchweg zurückgegangen, da sie stärker an magere Standorte gebunden sind und Mahd während der Raupenentwicklung bzw. Puppenruhe nicht gut vertragen.
Aufgrund der Seltenheit vieler Arten geben alle Beobachtungen von Widderchen wertvolle Hinweise zur Bestandssituation und können zu gezielten Schutzmaßnahmen beitragen. Auf unserer Meldeplattform können die Beobachtungen gesammelt werden.
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