Häufig gestellte Fragen

Besucht man die Senner Herde der Biologischen Station, schießen einem hin und wieder Fragen durch den Kopf. Leider können wir nicht ständig vor Ort sein, um sie zu beantworten. Aus Erfahrung wissen wir, was den aufmerksamen Besucher besonders interessiert. Es folgt eine Sammlung von Fragen, die immer wieder an uns herangetragen werden, mit hoffentlich aufschlussreichen Antworten. Sollten noch Fragen offen bleiben, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, damit wir das Informationsangebot für die Öffentlichkeit stetig erweitern können.

 

Warum haben die Pferde keinen Stall?

Warum werden die Pferde nicht gefüttert?

Warum tragen die Tiere keine Hufeisen?

Ist den Pferden langweilig, weil sie nicht geritten werden?

Wann kann man die Pferde in der Moosheide antreffen?

Was macht ein Pferd zum Senner?

Sind die Senner Wildpferde?

Warum haben die Pferde keinen Stall?

Durch die jahrhundertelange Haltung in der kargen Sennelandschaft mit mäßiger Wasserverfügbarkeit erfolgte bei den Senner Pferden eine nahezu natürliche Selektion auf robuste, ausdauernde Tiere. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts lebten die Pferde ganzjährig draußen. Pferde über den Winter im Stall zu halten, ist eine moderne Entwicklung. Die Tiere bringen körperliche Anpassungen an Kälte, wie ein dichtes Winterfell, mit. Außerdem verhalten sich Pferde entsprechend, stehen dichter zusammen und richten ihr Hinterteil zur Wetterseite aus.

Das zuständige Bundesamt empfiehlt dennoch einen künstlichen Witterungsschutz, wenn ein natürlicher nicht vorhanden ist. Auf der Sommerweide unserer Senner Herde in der Moosheide bilden Baumgruppen natürliche Unterstände. Da die Winterweide am Güsenhofsee im Kreis Paderborn keinen natürlichen Schutz bietet, wurde dort ein künstlicher Witterungsschutz errichtet.

Warum werden die Pferde nicht gefüttert?

Doch, das werden sie. Allerdings nur im Winter, wenn das Nahrungsangebot auf der Weide am Güsenhofsee nicht ausreicht, damit die ganze Herde satt wird. Hier wird sie zusätzlich mit Heu versorgt. Damit Wasser- und Mineralienhaushalt stets ausgeglichen sind, finden sich auf beiden Weiden zusätzlich Salzlecksteine und Tränken (Bild).

Die Sommerweide bietet den Tieren in den warmen Monaten ansonsten eine ausreichende und abwechslungsreiche Nahrungspalette (Video 1). Ein zusätzlicher Eintrag von Nährstoffen durch Fütterung würde dem Grundgedanken des Beweidungsprojekts absolut widersprechen. Das Naturschutzgebiet "Moosheide" wurde gerade wegen der Eigenart der halboffenen Sandlandschaft ausgewiesen. Ein Mehr an Nähstoffen würde die unerwünschte Verbuschung fördern. Gut, dass die Senner Rasse seit Jahrhunderten an die karge Landschaft angepasst ist und bestens mit den Bedingungen klarkommt.

 

Warum tragen die Tiere keine Hufeisen?

Bereits zur Lebenszeit Jesu benutzten die Kelten und Römer eiserne Beschläge für die Hufe ihrer Pferde. Durch die intensive militärische Nutzung der Tiere wurde die Hornstruktur stärker abgenutzt, als sie natürlicherweise nachwachsen konnte.

Heute ist es die Nutzung von Pferden im Sport- und Hobbybereich sowie der stärkere Abrieb auf befestigten Wegen, die den Hufbeschlag häufig nötig machen. Die Senner der Biologischen Station hingegen laufen stets auf weichen Böden und werden nicht geritten, sodass sie „barfuß“ bleiben können. Trotzdem werden ihre Hufe regelmäßig von einem Fachmann gepflegt, d. h. ausgeschnitten.

Ist den Pferden langweilig, weil sie nicht geritten werden?

Wir Menschen neigen dazu, unsere eigenen Bedürfnisse auf liebgewonnene Tiere zu übertragen. Deshalb mag es uns langweilig vorkommen, den größten Teil des Tages grasend über die Weide zu ziehen und zwischendurch hin und wieder ein Nickerchen einzulegen. Für ein Pferd ist das der ganz natürliche Tagesrhythmus! Das Beweidungsprojekt Senner Pferde bietet Ihnen die Gelegenheit, die Tiere in ihrem angestammten Lebensraum unter naturnahen Haltungsbedingungen zu beobachten.

Nichtsdestotrotz sind die Senner traditionell vielseitig einsetzbare und erfolgreiche Reitpferde. Heute steigt die Nachfrage nach Senner Pferden mit einer soliden Grundausbildung wieder. Das ist eine sehr begrüßenswerte Entwicklung, die entscheidend zum Fortbestand dieser kulturhistorisch wertvollen Rasse beiträgt. Auch ausgewählte Tiere unserer Senner Herde werden ausgebildet.

Wann kann man die Pferde in der Moosheide antreffen?

Das Naturschutzgebiet "Moosheide" ist die „Sommerresidenz“ unserer Senner Herde. Zumeist Anfang Mai findet der feierliche Auftrieb statt (Video), von dem in der örtlichen Presse berichtet wird.

Im Oktober ziehen die Tiere wieder auf die Winterweide am Güsenhofsee im Kreis Paderborn um. Hier gibt es für die kalte Jahreszeit einen Unterstand und zusätzliches Futter, welches aufgrund der Naturschutzauflagen in der Moosheide nicht gegeben werden könnte.

Was macht ein Pferd zum Senner?

Dem Engagement einiger weniger Züchter ist es zu verdanken, dass die Senner als wertvolles kulturhistorisches Zeugnis bis heute überlebt haben. Im Jahr 1956 prognostizierte der Tierarzt Heinrich Ernst noch ein Aussterben der Rasse. Seit 1996 wird durch das Westfälische Pferdestammbuch ein Stutbuch für die Senner geführt. Danach gelten als Senner die Nachkommen von im Stutbuch als Senner registrierten Stuten, die darüber hinaus von Englischen, Arabischen, Anglo-Arabischen und Senner Hengsten abstammen. Sie zeichnen sich durch ausgesprochene Härte, Ausdauer, Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse aus.

Seit 1976 wurden viele Senner Pferde wieder mit ihrem traditionellen Brandzeichen versehen. Es zeigt die Lippische Rose mit der Fürstenkrone. Besonders während der Zeit des Fellwechsels im Frühling ist es gut zu erkennen. Unten finden Sie eine Aufnahme des Hinterteils unseres Wallachs Elliot. Können Sie das Brandzeichen entdecken? Die Auflösung folgt im zweiten Bild.

Die Einzigartigkeit der Senner Rasse wurde mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigt. Eine umfangreiche Studie erbrachte in den 1990er Jahren den Nachweis: Es gibt ein „Senner-Gen“! Dieser DNA-Abschnitt, der ausschließlich von den Stuten weitervererbt wird, wurde bei nahezu keinem Vertreter anderer Rassen gefunden. Bisher ging man aufgrund der ersten schriftlichen Erwähnung davon aus, die Rasse habe ihren Ursprung spätestens im 12. Jahrhundert. Mittlerweile zeigten die Wissenschaftler durch Berechnungen auf genetischer Grundlage, „dass die Gruppe, die von den Sennern dominiert wird, wahrscheinlich bereits seit 2000 Jahren eine von allen anderen Pferden abgetrennte Population ist“ (Jansen 2002: "Genetische Untersuchungen zum Ursprung der Stutenlinien von Sennern und Dülmenern" in "'... so frei, so stark...' Westfalens wilde Pferde"). Man spricht deshalb von der nachgewiesenermaßen ältesten Pferderasse Deutschlands.

 

Sind die Senner Wildpferde?

Schon die Menschen der Bronzezeit zähmten wilde Pferde, um sie für ihre Zwecke zu nutzen. Echte Wildpferde gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr. Die Senner lebten zwar jahrhundertelang halbwild in der offenen Sennelandschaft, sind als älteste gezüchtete Pferderasse aber dennoch zu den Haustieren zu zählen.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass die ausgewachsenen Senner keine typischen äußeren Merkmale von Wildpferden, wie etwa einen Aalstrich auf dem Rücken, zeigen.