Pferde und Rinder als Landschaftspfleger
Landschaftspflege mit Weidetieren – normalerweise denkt man in diesem Zusammenhang zuerst an Schafe. Die Schafhaltung hat auch in den vergangenen Jahrhunderten besonders die Lebensräume auf nährstoffarmen Standorten geprägt. Pferde und Rinder eignen sich aber ebenso gut zur Landschaftspflege auf Extensivgrünland. Ihre Wildformen gehören zur heimischen Fauna und hatten dementsprechend auch Einfluß auf die Vegetationsentwicklung und das Landschaftsbild.
Weideeigenschaften von Rindern und Pferden
Sowohl Rinder als auch Pferde werden häufig als „grazer“ bezeichnet, da sie sich im Gegensatz zu den sog. „browsern“, wie z.B. Rehe oder Elche, welche eiweißreiche, leicht verdauliche Pflanzenteile, z.B. Laub, Knospen oder Speicherorgane, deutlich bevorzugen, auf die relativ schwer verdaulichen Gräser als Hauptfutterquelle spezialisiert haben. Pferde sind in der Lage auch schwer verdauliche, bei Rindern z. T. unbeliebte Grasarten, z.B. Landreitgras, und Altgras außerhalb der Vegetationsperiode zu verwerten, müssen jedoch deutlich mehr Nahrung aufnehmen als die mit einer effizienteren Verdauung ausgestatteten, wiederkäuenden Rinder. Beide fressen Blätter und Rinde von Gehölzen. Die Verbissleistung bezüglich der Gehölze ist dabei abhängig von der Art der Gehölze, der Jahreszeit und von erlernten Verhaltenweisen. Bedingt durch Unterschiede im Gebissaufbau –Pferde haben im Gegensatz zu den Rindern auch im Oberkiefer Schneidezähne – erzeugen Pferde und Rinder ein unterschiedliches Fraßbild.
Ein Ziel vieler Beweidungsprojekte ist die Schaffung und Erhaltung offener Bodenstellen als Kleinlebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Hier bietet besonders die Pferdebeweidung echte Vorteile. Der hohe Bewegungsdrang und spezielle Verhaltensweisen der Pferde (Wälzen) sorgen, unterstützt durch das hohe Körpergewicht, recht schnell für Verwundungen der Grasnarbe. Bei entsprechender Besatzstärke etablieren sich Wälzstellen, die durch tägliche Nutzung dauerhaft erhalten bleiben.
Grundsätzlich sollte man versuchen, Flächen, die zu ihrer Erhaltung regelmäßig beweidet werden müssen, mit den Tierarten weiter zu nutzen, die in früheren Jahren zur Entstehung der Landschaft beigetragen haben. In der Senne liegt es daher nahe, auch Pferde in der Landschaftspflege einzusetzen, da sie mehr als 700 Jahre lang ein Element der Heide- und Sandlandschaft dieser Region waren. Auch in anderen Gebieten werden Pferde als Landschaftspfleger eingesetzt: Exmoor-Ponys in einer kargen Mittelgebirgslandschaft Südwest-Englands mit offenen Heide- und Grasflächen, Koniks in Masuren und in Oostvardersplassen, einem Feuchtgebiet in Holland, Przewalski-Pferde in der Schorfheide nordöstlich von Berlin und Posavina-Pferde in den Überschwemmungsgebieten der Save-Auen in Kroatien. Vielleicht werden in Zukunft auch Senner Pferde auf größeren Flächen in der Senne als Landschaftspfleger tätig werden. Erste Ansätze dazu gibt es bereits jetzt.
Eine Auswahl weiterer Beweidungsprojekte, in denen Pferde, Rinder oder Schweine eingesetzt werden:
- Weidewelt: Seite zu deutschen Beweidungsprojekten
- Großflächige, stochastisch geprägte Beweidung in Mittelgebirgen
- Auerochsen in der Landschaftspflege
- Bunde Wischen
- Wilde Weiden in Schleswig-Holstein
- Heckrind-Beweidung der Biologischen Station Recklinghausen
- Naturentwicklung mit großen Pflanzenfressern
- "Hutewald-Projekt" Solling/Vogler
- Weideschweine
- Wulfener Bruch
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